Die Fotoausstellung „die Häuser denen, die drin wohnen“ stößt auf reges Interesse und wird um eine Woche verlängert. Für den 13. Juni wollen wir euch noch einmal in die Regenbogenfabrik einladen zu einem ganz praktischen Austausch: Was können wir aus früheren Zeiten (80er, 90er) lernen? Wie können wir uns untereinander (besser) organisieren? Was braucht es für offene Anknüpfungspunkte für Menschen die mitmachen wollen? Wie können sich Menschen trotz wenig Zeit in Besetzungen einbringen? Wie können wir insgesamt die Bewegung stärken? Damit wollen wir die spannende Diskussion auf der letzten Veranstaltung fortführen. Kommt vorbei!
Bei den Veranstaltungen und beim Rückblick auf die früheren Häuserkämpfe fragten sich viele, was denn die damaligen Erfahrungen für die heutige Bewegung bedeuten könnten? Es sind heute ganz andere Zeiten und Voraussetzungen und doch gibt es Ähnlichkeiten zu früher
Über die Hälfte der Berliner*innen finden mittlerweile Hausbesetzungen angesichts von horrenden Mietsteigerungen, Kündigungen aus Profitgründen, Spekulation und dem Ausverkauf der Stadt ganz ok. Das war auch in den 1980er Jahren so. Nur, das es damals eine deutlich handfestere Unterstützung für die besetzten Häuser gab. Angesichts zahlreicher, zum Teil brutaler Durchsuchungen und Räumungen von Häusern, fanden sich selbstorganisierte Gruppen zusammen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit friedlichen und militanten Aktionen auf die Räumungen vorbereiteten. Es entwickelten sich sogenannte „Patenschaften“ für die einzelnen Häuser. Neben den Besetzern waren nun auch Nachbar*innen, Kollektivisten, Student*innen und ihre Profs, Gewerkschafter*innen, Musiker, Künstler*innen, Schriftsteller, Pfarrer, Prominente wie Helmut Gollwitzer oder Christo vor und in den Häusern, wenn die Polizei dort wieder einmal massiv auffuhr. Dank dieser breiten Unterstützung konnten nicht wenige Räumungen verhindert werden. Noch heute wohnen Menschen in etwa 100 der ehemals besetzten Häuser.
Heute gibt es wieder eine große Bewegung. 40.000 auf der Demo gegen den Mietenwahnsinn, eine starke Kampagne für „Deutsche Wohnen & Co enteignen“, erfolgreiche Blockaden gegen Zwangsräumungen und auch die Besetzungsversuche finden viel Anklang.
In den letzten zwei Jahren wurde unter #besetzen fast zwanzig Anläufe gestartet, um Häuser in Berlin zu besetzen. Fast immer sind sie innerhalb von wenigen Stunden nach der sog. „Berliner Linie“ von der Polizei geräumt worden. Eine peinliche Haltung nimmt dabei der rot-rot-grüne Senat an, der auf der einen Seite stets lautstark Verständnis für Mieter*innen-proteste verkündigt und auf der anderen Seite der Polizei freien Lauf dabei lässt, selbst ohne Antrag des Eigentümers Besetzungen, wie kürzlich beim Gemüseladen „Bizim Bakkal“ gewaltsam zu räumen.
Von Nachbar*innen, Mieter*innen-Initiativen u.a. gab es Unterstützung für die Besetzungen, aber insgesamt waren es doch nur einige hundert Menschen, vor allem jüngere Aktivist*innen, die da unterwegs waren. Mehrere Menschen haben mittlerweile mehrere Ermittlungsverfahren wg. Hausfriedensbruch.
Doch fühlen sich Menschen durch Zuspruch und solidarische Unterstützung auch ermutigt weiter zu machen. Es macht Mut, dass die Besetzung des Wagenplatzes an der Rummelsburger Bucht seit Tagen gehalten werden kann und dass zur Räumung der Großbeerenstraße 17a spontan zweihundert Menschen zur solidarischen Unterstützung kamen. Und doch wissen wir, das die Besetzungen auf Dauer nur erfolgreich sein können, wenn sich noch mehr Menschen an der Bewegung beteiligen. Das zu organisieren können wir nicht alleine.
Wir werden öfters gefragt, wo #besetzen erreichbar ist und wie mensch sich einklinken kann? Diese Frage möchten wir an euch weitergeben? Es sind gerade so viele Menschen dabei, sich im Rahmen von bedrohten Projekten oder Hausgemeinschaften zu organisieren, sich an den vielen Aktionen gegen den Mietenwahnsinn zu beteiligen. Könnt ihr euch vorstellen, verstärkt auch zukünftige Besetzungen zu unterstützen? Das kann auf vielerlei Weise geschehen. Oft ist es schon hilfreich, wenn Menschen für ein paar Stunden helfen, Flyer verteilen, Essen ins besetzte Haus bringen, Spenden für Prozesskosten sammeln oder sich einfach dazu stellen und Freunde informieren. Denkt euch was aus, bildet eigene Gruppen. Wir sind schon viele – und wenn ihr mitmacht, ist noch viel mehr drin!
Wir freuen uns über einen regen Austausch, mit alten und jungen Menschen und Ideen!