by LEIPZIGBESETZEN, Wir besetzen Dresden und #besetzen
„Wir haben nichts zu verlieren als die nächste Mietererhöhung“ hieß es auf den allerersten Plakaten zum Berliner „Frühling der Besetzungen“ 2018. Mit den angedrohten Räumungen vieler selbstverwalteter Räume in Berlin müssen wir das korrigieren: Wir haben nicht nur Räume zu verlieren, sondern eine ganze Idee. Als #besetzen, LEIPZIG BESETZEN und Wir Besetzen Dresden erklären wir uns deshalb solidarisch mit allen bedrohten Projekten und jenen, die für den Erhalt ihrer Räume und gegen ihre Verdrängung durch die Stadt der Reichen kämpfen.
Dabei sind die angedrohten Räumungen von Syndikat, Potse, Meuterei und Liebig34 sowie die Teilräumung der Rigaer94 am 09. Juli keine Einzelfälle. Neben den täglichen Zwangsräumungen von einzelnen Wohnungen wurden in den letzten Jahren auch jegliche Besetzungen unter dem Namen von #besetzen, sowie den vielen diesen voraus gehenden Besetzungen in Berlin, geräumt. Auch an anderen Orten in Deutschland sah das nicht anders aus: Egal ob die Putzi in Dresden, bei den Squatting Days in Freiburg oder die aktuellen Barrikadenräumungen im Hambi.
Never trust a state
Berliner Beispiele wie Räumungen durch staatliche Institutionen – im Falle des Dragoner Areals die BIM, in der Borni die landeseigene Stadt & Land, oder durch den Bezirk im Falle des Jugendzentrum Potse/Drugstore – oder aber die Räumung des Sabot Garden in Zeiten in denen angeblich ein Räumungsmoratorium besteht, verdeutlichten immer wieder, dass auf die Worte dieses Senats nichts zu geben ist. Für die Verteidiger*innen des Kapitals ist es nicht einmal tolerierbar, wenn sich ein Mensch 2m² in einer dunklen Ecke unter einer Brücke nimmt, um dort ein Zelt oder eine Matratze aufzubauen. Auch diese Personen müssen geräumt werden, damit auch diejenigen in den prekärsten Wohnverhältnissen wissen, dass das Prinzip des Privateigentums wichtiger ist als die menschliche Würde, selbst wenn es sich um Eigentum des Staates handelt.
Das Ziel der staatlichen Gewalt ist nicht nur das Beseitigen von autonomen und selbstverwalteten Räumen, sondern von der Idee der Selbstverwaltung als solche. Aufgrund der Räumungen wird immer wieder an der Praxis von Besetzungen gezweifelt. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben uns jedoch verdeutlicht, dass autonome und selbstverwaltete Räume den Kampf wert sind. Es sind die aufgeregten Versammlungen in den besetzen Räumen, die kreative Kraft die sich dort freisetzt, die Menschen die nicht nach Hause gehen wollen. Wir erinnern uns gerne an die hunderte Menschen die sich spontan bei der Besetzung der Wrangelstraße solidarisierten, an die Stunden in der Putzi oder den Squatting Days in Freiburg.
Es geht um eine ganze Bewegung
Ob Zentren, Kneipen, Häuser oder Infoläden – diese Orte haben gemeinsam, dass sie sich in Zeiten in denen im Herzen der Bestie zunehmend jeder Bereich unseres Lebens reglementiert und kontrolliert ist, selbst verwalten, ihren Betrieb oder ihr Wohnen kollektiv organisieren. Es sind also nicht nur diese Räume, sondern auch ein anderes Miteinander, welches durch Kollektivität und Selbstverwaltung ensteht, was hier erkämpft wurde.Dieser Kampf um Autonomie und Selbstverwaltung besteht zumeist aus den tagtäglichen und alltäglichen Dingen eines anderen Miteinander – die gerechte Verteilung von Repro-Arbeit, die zähen Plena, das Entlernen von Diskriminierenden Denkweisen, die Solidarität untereinander. Doch gibt es in diesem Kampf auch immer wieder Kristallaisationspunkte, Momente in denen der Kampf sich nicht auf das Schaffen von anderen gesellschaftlichen Zuständen konzentriert, sondern sich allein gegen die Interessen des Kapitals, und seinem Bittsteller Staat verteidigen muss.
So wurde 2007 die Räumung der Kopi kurzfristig abgesagt, nachdem der Räumungsandrohung Wochen von militanten Aktionen folgten. Die Zukunft der Yorckstraße59 wurde 2009 gesichert in der Neubesetzung des NewYorck59. Projekte wie die Liebig34 und Rigaer94 gäbe es heute nicht, hätte es nicht den militanten Widerstand während der Räumung der Mainzer Straße gegeben, was zu einem Wendepunkt in der damaligen Politik führte und die spätere Legalisierung anderer Häuser überhaupt erst möglich machte. Doch zeigt die Geschichte der Mainzer Straße vor allem auch, dass es weder um einzelne Räume geht noch um die Kollektive die sie und sich dort selbst verwalten. Es geht um eine Bewegung, ihre Ideen und den Kampf um diese Ideen.
Lasst uns am 1. August gemeinsam auf die Straße gehen – fürs Syndi, für die Meute, für die Liebig34, die Potse, für die Rigaer94, für uns alle, für ein anderes Berlin und ein besseres morgen. Auf einen heißen Sommer!
Kommt zum wütenden Räumungsauftakt nach Berlin!
TAG X // 21 Uhr // Sponti
01. August // 20 Uhr // Herrfurthplatz (Neukölln)
07. August // 9 Uhr // Syndikatsräumung verhindern
Wir besetzen Dresden, LEIPZIGBESETZEN & #besetzen