#KMS145

Stadtplanung von unten – Das Kiezhaus und der Kiezladen KMS145 stellen sich vor!

Die 25.000 Menschen auf der #Mietenwahnsinn widersetzen – Demo Mitte April haben gezeigt: Gentrifizierung ist längst ein Mainstream-Problem. 74 % aller Berliner Mieter*innen befürchten, durch Mieterhöhungen ihre Wohnung zu verlieren. (1) Seit 2008 sind die Neuvermietungspreise um 76 % gestiegen, auch und besonders in Nord-Neukölln! (2) Dadurch werden Menschen aus ihren Kiezen vertrieben oder geraten durch immer weiter steigende Mieten in Armut. Auch soziale Zentren wie der letztes Jahr für ein luxemburgisches Briefkastenunternehmen brutal geräumte Kiezladen Friedel54 werden verdrängt. Gentrifizierung mit freundlicher Hilfe der Staatsgewalt.

Die Verdrängung ist politisch gewollt

Dass die Parteipolitik nicht daran interessiert ist, das Problem bei der Wurzel zu greifen und die kapitalistische Verwertung von Wohnraum zu überwinden zeigt sich besonders am Beispiel Nord-Neuköllns. Im Gegenteil: Hier wurde und wird „Aufwertung“ (Aufwertung für wen?) bewusst als politisches Ziel ausgegeben. Schon unter Bürgermeister Buschkowsky und dem rot-roten Senat wurde 2011 das Sanierungsgebiet rund um die Karl-Marx-Straße ausgerufen. Die Straße mit „Billig-Niveau“ im sogenannten „Problembezirk“ sollte in eine Straße des gehobenen Konsums für neue kaufkräftigere Gruppen umgewandelt werden. Wer zu gehen hat und wer neu kommen soll, das war von Anfang an klar. Schillerburger statt Dönerbude, schicke Galerien statt Jugendclubs. Nach Vorstellungen der ehemaligen Bezirksbürgermeisterin Giffey soll „die Karl-Marx-Straße (…) den neuen Ansprüchen von Leben und Arbeiten gerecht werden“. Also werden für Millionen Plätze aufgehübscht, Gehsteige verbreitert, die Straße neu gemacht – als „Vorlage für Investoren“, wie es der damalige Baustadtrat Blesing unverblümt auszudrucken wusste. Von den Noch-Bewohner*innen mit kleinem Geldbeutel ist keine Rede.

Unser Haus in der Karl-Marx-Straße 145 ist Teil des [Aktion! Karl-Marx-Straße]-Plans. Nachdem verschiedene Akteur*innen das Haus jahrelang leer stehen ließen, steckt der Bund jetzt 2,1 Millionen Euro in die weitere Vernichtung von Wohnraum. Als Teil der Aufwertung der Straße sollte hier das „Deutsche Chorzentrum“ entstehen, die Zentrale des Deutschen Chorverbandes. Dass dieser Verband vom ehemaligen Bundespräsidenten und Anti-Korruptionsheld Christian Wulff geleitet wird, ist exemplarisch dafür, wie sehr die „Aufwertung“ von parteipolitischen Akteur*innen forciert ist und wie weit weg sie von den Bedürfnissen der Menschen in unserem Kiez ist.

Soziales Zentrum für alle statt Wohnraumvernichtung

Um einen Raum für soziale Projekte, selbstorganisierte Veranstaltungen und unkommerzielle Kunst zu eröffnen, rufen wir hiermit das neue Kiezhaus KMS 145 aus! In den Erdgeschossräumen werden wir einen neuen Kiezladen schaffen, indem sich alle solidarischen Gruppen und Einzelpersonen einbringen können. Egal ob Obdachlosenhilfe, Nachbarschaftstreffen oder kostenloses Kino, dieser Raum wird für alle offen sein. In den oberen Stockwerken schaffen wir dringend benötigten Wohnraum in basisdemokratischer Selbstverwaltung für alle bedürftigen Statusgruppen. Lasst uns dieses tote Haus mit Leben füllen!


Gut, dass Anti-Korruptionsheld Christian Wulff im Tagesspiegel bereits eingesehen hat, dass das Chorzentrum ein „Jahrhundert-Projekt“ (3) wird. Viel Spaß bei der weiteren Suche!

WIR BLEIBEN ALLE!

(1) – Caritas Studie Januar 2018

(2) – IDN Immobilien GmbH – http://www.spiegel.de/spiegel/immobilien-der-mietpreis-irrsinn-a-1192782.html

(3) Tagesspiegel 08.03.2018.