#OdenEckeStuben

Pressmitteilung Nr. 1, 20.05.2018

OdenEckeStuben besetzt! Den Wohnraum vom Kapitalismus befreien

Wir, das Kommando Wohnraumbefreiung haben heute gegen 13 Uhr unsere Besetzung der #OdenEckeStuben in Berlin Steglitz in die Stadt hinausposaunt. Damit wollen wir zusammen mit unseren Freund*innen vom Bündnis — neue Freiräume schaffen und Leerstand gemeinschaftlich nutzen. Dazu haben wir euch einiges zu erläutern:

An die Kinder dieser Stadt:

Ihr werdet uns am besten verstehen, da ihr noch nicht so lange auf diesem Planeten rumlauft und die Widersprüche in dieser Stadt am wenigsten akzeptiert. Einerseits leben tausende Menschen auf der Straße, andererseits stehen Häuser leer. Menschen werden aus ihrem zu Hause geworfen, weil sie die siebte, achte Mieterhöhung nicht bezahlen können (Mieterhöhung: Wenn der*die Besitzer*in noch mehr Geld will, (meist) ohne dass sich irgendwas an deinem Haus ändert). Alleinerziehende Eltern müssen die Hälfte ihres Geldes für die Miete abgeben, obwohl das Haus seit Jahren abbezahlt ist. So auch in unserem Kiez.
Irgendwann meinte Jana, die zweitjüngste in unserer Gruppe, dass das doch alles Quatsch wäre. Sie hat keine Lust sich eine neue Grundschule zu suchen, nur weil die Regeln sagen, dass ein zu Hause das Gleiche ist wie eine Aktie. So entschieden wir uns, das leere Haus aus dem Spiel zu nehmen und daraus das Generationshaus OdenEckeStuben zu machen.

An alle Menschen, die sich erwachsen nennen:

Die Gesellschaft ist von uns gemacht, deswegen lässt sie sich auch von uns verändern. Nichts ist in Stein gemeißelt. Wir haben uns als Gruppen von Jungen und Alten dazu entschlossen, nicht weiter zu warten, sondern zu handeln. Genauso divers wie unsere Lebenszeit sind unsere Interessen; im Kampf gegen Verdrängung und gegen die kapitalistische Stadt sind wir uns jedoch einig. Unser Ziel ist die solidarische Stadt von unten. Mit unserem Generationshaus wollen wir einen kleinen Beitrag dazu leisten. Wir organisieren uns gegen die Vereinzelung in gesichtslosen Bauten, in denen Menschen nichts anderes als Kund*innen sind.
Wir wollen gemeinsam und auf Augenhöhe leben, lernen und arbeiten, wobei die Jüngeren den Älteren helfen und die Älteren den Jüngeren.

An die Alten der Nachbarschaft:

Ihr fragt euch bestimmt, wie das weitergehen soll. Wir wollen eine neue solidarische Insel in Steglitz aufbauen. Leider vermuten wir, dass diese von Anfang an unter Druck stehen wird durch die Verteidiger*innen des Privateigentums. Deshalb haben wir uns entschlossen, uns die ersten 48 Stunden abzuschotten. Wir haben alles dabei, um es uns hier drin so gemütlich wie möglich zu machen. Trotzdem freuen wir uns schon jetzt über eure Hilfe.

An die Gewalttätigen Organe des Staates und die Parteien:

Letztes Jahr fragte uns Jana, warum so viele Menschen überhaupt Parteien wählen gehen, wenn die dann sowieso doch wieder alles andere machen, als das was sie versprochen haben. Eine gute Antwort konnten wir ihr nicht geben. Wir erwarten von euch nicht mehr und nicht weniger als die Verwaltung des Status Quo. Solange Wohnraum eine Ware ist, wird sich nichts Grundlegendes ändern und ca. 20 Zwangsräumungen jeden Tag in Berlin lehren uns immer wieder, das diesem Staat das Recht auf Eigentum wichtiger ist als das Recht, ein zu Hause zu haben.
Wahrscheinlich werden auch wir dieser Gewalt unterlegen sein, wir möchten jedoch die Gewalttäter*innen des Staates auf eine Kleinigkeit hinweisen: Einige Menschen in unserer Gruppen konnten es nicht übers Herz bringen, ihre geliebten Nager zu Hause zu lassen. Nach einer Grundsatzdiskussion über das Einsperren von Tieren konnten wir uns einigen, dass der Dachboden ein angemessener Ort wäre. Nun haben sich die Kleinen ganz nach ihrem natürlichen Instinkt an dem – wahrscheinlich nicht mehr sonderlich schmackhaftem – Holz zu schaffen gemacht. Daher müssen wir davon ausgehen, dass im Fall von starken Erschütterungen (möglicherweise reicht auch dafür auch schon das Aufbrechen der Tür) das Dach spontan seine Dachziegel verliert. Das wollen wir natürlich alle nicht.

An alle Menschen, die für eine andere, solidarische Welt kämpfen:

Fangt an, macht weiter, besucht uns!

An die kapitalistische Wohnraumverwertung:

Das ist die 249. Kriegserklärung.

Kommando Wohnraumbefreiung

Blog: besetzen.noblogs.org

Twitter: #besetzen (@besetzenberlin)

Mail: besetzen (at) riseup.net