Informationen zur Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH

Das katholische Wohnungsunternehmen Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH mit Hauptsitz in Köln, kurz: die „Aachener“, ist seit Ende 2014 Eigentümerin des Hauses Großbeerenstraße 17a.

Das im neunzehnten Jahrhundert erbaute Gebäude war ab 1879 über viele Generationen hinweg in Familienbesitz. Es wurde berlinweit bekannt durch das Weinlokal „Bacchus Keller“, das dort bis 1988 existierte. Im Jahr 2010 wurde das Gebäude an den mehrfachen Immobilienbesitzer Thilo Peter verkauft, der zu jener Zeit als CDU-Bürgerdeputierter der Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf angehörte und der in seinen insgesamt fünf mehr oder weniger baufälligen Häusern in Berlin fast ausschließlich an Familien aus Rumänien und Bulgarien vermietete.[1] Gegen Ende 2014 übernahm das Haus dann die „Aachener“.

Die „Aachener“ ist das größte katholische Wohnungsunternehmen. Mit seinen Tochterfirmen – der Deutschen Wohnungsgesellschaft mbH, der Aachener Grundvermögen Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, der Aachener Allgemeine Betreuungsgesellschaft mbH und der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft „Am Bilderstöckchen“ mbH – besitzt, verwaltet, baut und entwickelt das Unternehmen Immobilien, ob auf Eigentumsbasis oder im mittleren bis gehobenen Mietpreissegment.

Wie alle 51 katholischen Siedlungs- und Wohnungsgesellschaften ist auch die „Aachener“ Mitglied des Katholischen Siedlungsdienst e.V. (KSD). Darunter sind 16 Diözesen-Siedlungswerke, 24 Familienheim-Genossenschaften, die im Siedlungswerk Baden (Erzdiözese Freiburg) zusammengeschlossen sind, sowie elf überwiegend örtliche tätige Wohnungsunternehmen. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges haben diese Unternehmen über 365 000 Wohnungen gebaut, davon mehr als 250 000 in Form des selbstgenutzten Wohneigentums. Sie verwalten rund 105 000 Wohnungen, davon über 76 000 eigene Miet- und Genossenschaftswohnungen. Und jährlich kommen rund 3 000 neue Wohnungen hinzu. Diese Bauaktivitäten werden grundsätzlich nicht aus Kirchensteuermitteln finanziert, sondern aus der eigenen Finanzkraft der Unternehmen.[2] Allein die „Aachener“ baute seit 1949 „in Verbund mit anderen Unternehmen über 80.000 Wohnungen, davon über 80 Prozent als „Eigentumsmaßnahmen für Privatpersonen. Jährlich bauen wir mehr als 150 Einfamilienhäuser und Wohnungen“.[3] Aktuell besitzt das Unternehmen „rund 24.300 Wohnungen, in der Mehrzahl Sozialwohnungen, sowie rund 2.300 Gewerbeeinheiten“.[4]

In Berlin werden aktuell Mietwohnungen zwischen 8 und 15 Euro/qm angeboten. (Stichprobe im September 2018)

Das Stammkapital der „Aachener“ beträgt 37 Mio. Euro: Rund 40 Prozent des Grundkapitals gehören dem Erzbistum Köln. Andere Gesellschafter sind der Erzbischöfliche Stuhl zu Köln, der Erzbischöfliche Stuhl zu Paderborn, der Bischöfliche Stuhl zu Trier, der Bischöfliche Stuhl zu Münster, das Bistum Essen und der Bischöfliche Stuhl zu Aachen, sowie 16 weitere Trägergesellschaften der Weltkirche.

Zahlen aus dem Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1.1.2016 bis 31.12.2016:[5]

Gewinn 2016: ca. 43,2 Mio. (Jahresüberschuss nach HGB)
Umsatz 2016: ca. 182,6 Mio.
Mitarbeiter*innen 2016: 323 Personen
Steuern 2016: 15,3 Mio.

Die„Aachener“ ist 100-prozentige Gesellschafterin der Aachener Grundvermögen Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, kurz: Aachener Grund. (Stammkapital 10 Mio. Euro). Diese Gesellschaft wurde 1973 gegründet, um über den damals neu aufgelegten Aachener Grund-Fonds Nr. 1 zunächst ausschließlich katholischen Vermögensträgern in Deutschland die Möglichkeit der indirekten Anlage in Immobilien zu bieten.

In insgesamt 17 Fonds, davon  2 Publikums-Fonds (Schwerpunkt: Einzelhandel) und 15 Spezial-Fonds (7 mit Schwerpunkt Einzelhandel, 6 Wohnimmobilien-Fonds, 2 Sozialimmobilien-Fonds) wird ein Fondvermögen von rund 6,9 Mrd. Euro (inkl. rund 1,2 Mrd. Euro Kreditmittel) verwaltet. Anlageschwerpunkt ist die gewachsene innerstädtische 1A-Einzelhandelslage an ausgewählten Standorten in Deutschland. Daneben werden auch Einzelhandelsimmobilien in der Schweiz, in Österreich, in den Niederlanden und in Dänemark sowie Wohnimmobilien und Altenpflegeheime in Deutschland erworben und verwaltet. Liegenschaften werden für den dauerhaften Bestand erworben. Seit 2003 werden Fonds auch für nicht-kirchliche, institutionelle Anleger aufgelegt, die überwiegend „Sozialkapital“ angelegt haben. Private Personen können Anteile an den Investment-Fonds der Aachener Grundvermögen nicht erwerben. Die Aachener Grund konnte seit 2006 den Wert ihrer verwalteten Sondervermögen von 1,7 Mrd. Euro auf 6,9 Mrd. Euro vervierfachen. In diesem Zeitraum stieg die Anzahl der aufgelegten Fonds von sechs auf siebzehn.

Der Immobilienbestand wuchs dagegen vergleichsweise mäßig von 235 auf 382 Objekte (Stichtag 1.November 2018)[6]. Der Aufsichtsrat der Aachener Grund ist ausschließlich mit Vertretern aus den Finanzverwaltungen deutscher Bistümer, der Orden und dem kirchlichen Bankensektor besetzt.

Als kirchliches Unternehmen wirbt die „Aachener“ mit der sozial-christlichen Ausrichtung ihres gesellschaftlichen Auftrags. „Wir möchten unser Wohnungsangebot attraktiv und bedarfsorientiert gestalten und sehen eine zentrale Aufgabe darin, Wohnraum für „breite Schichten der Bevölkerung“ zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund orientiert sich unser Handeln an zukunftsfähigen Wohnformen“, so heißt es in der Selbstdarstellung. Wie der Projektentwickler der Aachener Benjamin Marx in einem Interview in der Zeitschrift „caritas in NRW“ betonte, gehe es beim Wohnen „nicht um Luxus oder Rendite. Es geht um das Recht des Menschen auf ein Zuhause“.[7]

Benjamin Marx ist vor einigen Jahren durch das Arnold-Fortuin Haus – ein „Leuchtturm-Projekt der Integration“, wie es einige Zeitungen betitelten – in der Harzer Straße in Neukölln bekannter geworden. In dem von der „Aachener“ gekauften und sanierten Gebäudeensemble aus einer Gründerzeitbebauung und ehemals öffentlich geförderten Wohnungen der 1950er-Jahre leben heute rund 600 Roma.

Soziale Projekte, Altersheime, Wohngruppen und Sozialwohnungen passen gut in die Unternehmensstrategie von Immobiliengesellschaften. Die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft ist einer der „Player“ im Geschäft mit Wohn- und Gewerberaum (wenngleich nicht der größte und aggressivste).

[1] Vergl. „Wer ist hier das Problem?“, Neues Deutschland vom 13. Juli 2013 <https://www.neues-deutschland.de/artikel/827239.wer-ist-hier-das-problem.html>

[2] Zu diesem Absatz vgl.: Hans-Lother Merten, „Scheinheilig – Das Billionen-Vermögen der katholischen Kirche“, hier Kap. Katholische Wohnungs- und Siedlungsunternehmen, S. 219 ff, FinanzBuch Verlag, Februar 2018.

[3] Selbstdarstellung: <https://www.aachener-swg.de/unternehmen/bauen-fuer-eigennutzung.html>

[4] „Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH – Integration im Quartier“, in: Wohnungswirtschaft heute – Fakten für Lösungen für Profis, 2012, Köln, Seite 59. <http://wohnungswirtschaft-heute.de/wp-content/uploads/2012/03/Aachener_Siedlungs_und_Wohnungsgesellschaft_mbH_Integration_im_Quartier.pdf>

[5] Vergl.: <https://www.northdata.de/Aachener+Siedlungs-+und+Wohnungsgesellschaft+mbH,+K%C3%B6ln/HRB+96>

[6] Zahlenangaben zur Aachener Grund überwiegend von der Homepage des Unternehmens <https://www.aachener-grund.de/fileadmin/user_upload/downloads/Kurzprofil/Factsheet_AGK_01.11.2018.pdf>

[7] Zeitschrift „Caritas in NRW“, Ausgabe 01/2018: <https://www.caritas-nrw.de/magazin/2018/artikel/der-politik-fehlt-es-an-sozialer-fantasi>