Heute haben wir als Teil von #besetzen , während der #Mietenwahnsinn-
Demonstration den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77 besetzt.
Im vergangenen Jahr haben wir mehrere Häuser, Wohnungen und Ladengeschäfte besetzt, die bis auf eine Wohnung in der Großbeerenstraße alle wieder durch den Senat und die Berliner Polizei geräumt wurden. Wir sehen uns als Teil einer Bewegung, die sich dagegen wehrt, dass Berlin sich zunehmend in eine Stadt der Reichen entwickelt. Eine Stadt, in der soziale Teilhabe und Wohnort vom Einkommen abhängig sind und in der jeder Quadratzentimeter verwertet wird. Die Stadt verliert ihre Freiräume, die Kieze Berlins sind mehr und mehr geprägt durch Tourismus, Konsum und Eigentumsspekulation. Trotz vieler Versprechungen in Sachen Wohnungspolitik, schaut der Senat nur zu oder hilft bei diesem Prozess der Verdrängung sogar aktiv mit.
Nach 28 Jahren wurde im Februar 2015 der Mietvertrag gekündigt, so dass die Familie Çalışkan ihre Existenzgrundlage und der Kiez einen Treffpunkt verlor. Im Gebäude sollten Luxuswohnungen entstehen. Auf einschlägigen Immobilienportalen wird der Laden nun für die 6-fache Miete angeboten. Die anschließende Mobilisierung führte zu organisiertem Protest im Kiez und im Juli 2015 zum Rückzug der Kündigung. Die andauernde Unsicherheit des Mietvertrages, der psychische Druck und die gesundheitlichen Beschwerden des Inhabers, Ahmed Çalışkan, veranlassten ihn im März 2016 dazu, den Laden dennoch aufzugeben. Der Laden steht seitdem leer.
Gegen Mietenwahnsinn und Verdrängung sind heute Tausende Menschen im Rahmen einer Demonstration auf die Straße gegangen. Wie haben die Forderungen, denen sich auch Teile des Berliner Senats anschlossen, praktisch umgesetzt und fangen damit an, uns unsere Kieze zurückzuholen.
Pressesprecherin Alisia Ney: „Wir wollen, dass der Laden wieder mit Leben gefüllt wird. Dafür schlagen wir einen offenen, unkommerziellen Raum vor, der für unterschiedliche Projekte genutzt werden kann. Ein Raum, der für Veranstaltungen, Filmabende und Musik offen ist – wo sich Anwohner_innen treffen können. Ein Repaircafé, in dem Nachbar_innen sich gegenseitig beim werkeln helfen oder es kommt direkt eine dauerhafte Werkstatt rein. Ganz grundsätzlich soll der Raum aber gemeinsam von und mit den Nachbar_innen entstehen.“
Pressesprecherin Jona Sommer: „Trotz Regierungsbeteiligung von SPD, Grünen und Linken gab es in den letzten Jahrzehnten keine Verbesserung der Wohnungsmarktsituation und weiterhin gelten neoliberale Prinzipien: Privatisierung, steigende Mieten, Wohnungsmangel und Räumungen sozialer Projekte. Auch wenn Teile des Senats sich mit sinnvollen Forderungen solidarisieren, hat sich nichts Grundlegendes an ihrer Wohnungspolitik verändert. Einerseits die Stadt von Unten fordern, anderseits städtische Wohnungsbaugesellschaften weiter als profitorientierte Unternehmen gestalten und Menschen, Projekte und alteingessesene Läden räumen lassen. Das zeigt für uns, dass wir die Sache selbst in die Hand nehmen müssen!“
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